
Kurz nachgefragt: Patric Scott
Der erfolgreiche Schweizer Musicaldarsteller und Sänger steht noch bis 29. Juli 2018 als Freund von Gustav im Musical «Die Schöne und das Biest» auf der Walenseebühne. Mit seinem aktuellen Album «Paint me back» ist Scott erfolgreich in den Album Charts vertreten. Zurzeit arbeitet er zusammen mit Martin de Vries an der Musik für das Musical «Knie», welches im März 2019 Premiere feiert. Im Rahmen der Premiere hat Musicalstories & Photography bei Patric Scott «Kurz nachgefragt».
«Die Schöne und das Biest» ist eines der schönsten Märchen. 2017 erst wurde die Disney-Version erfolgreich u.a. mit Emma Watson, Dan Stevens und Luke Evans verfilmt. Was ist für Sie persönlich der wesentlichste oder schönste Unterschied zwischen der Disney-Version und dieser Inszenierung?
Persönlich komme ich aus der Popmusik und Alan Menken ist schon eine Hausnummer. Ich hatte die Tourversion der deutschen Fassung schon gesehen und war zuerst etwas skeptisch, wusste aber auch, dass der Musikalische Leiter Gaudens Bieri versucht alles aus der Musik rauszuholen. Mit dem Beginn der Proben hat sich dies auch bestätigt. Die Lieder sind nicht so geläufig wie die Disney Songs, die jeder im Ohr hat. Die Musik ist typisch Musical, so ein wenig «Back to the Roots». Der Freund von Gustav hat kein eigenes Lied und so haben Martin de Vries und ich das Lied «Dir gehört mein Herz» geschrieben, welches sich nicht zu sehr abheben darf von den anderen. Es war spannend heute zu erleben, wie das Publikum reagiert und die haben auf die Songs super reagiert. Es ist eine Fassung von «Die Schöne und das Biest» mit toller Bühne, traumhafter Kulisse sowie hervorragenden Darstellern – einfach reinsetzen und geniessen.
Wie haben Sie sich auf die Rolle des Freund von Gustav, der ja recht doof, eitel und überheblich ist, vorbereitet?
Jan Oliver Bühlmann (Gustav) und ich kennen uns und daher wussten wir auch, was wir machen können, auch aufgrund seiner Grösse mit ca. 1.95m. Es kommt sehr auf den Regisseur an. Es gibt Regisseure, die alles so haben wollen wie sie es vorgeben wie zum Beispiel Roman Polanski bei «Tanz der Vampire». Stanislav Moša hat auch seine Vorstellungen, ist aber sehr offen für andere Ideen, und man kann sehr viel einbringen. Meine Rolle gibt’s ja in der deutschen Fassung nicht so wirklich. Der Freund ist ja auch ein bisschen doof, aber dennoch gibt er Gustav vieles vor. Wir mussten daher, von der Auslegung unserer Rollen, eher übertreiben. Dies ist uns, wenn man an der Reaktion des Publikums gesehen hat, recht gut gelungen.
Bisher waren Sie bei allen Produktionen auf der Walenseebühne in verschiedene Rollen dabei. Was macht für Sie die Walenseebühne aus?
Die Walenseebühne ist ein traumhafter Arbeitsplatz, speziell vor dieser Kulisse und es fühlt sich ein bisschen an wie Ferien. Zumal es ja auch meine Heimat ist. Das Wetter ist mir eigentlich egal, allerdings kann ich mir speziell bei dieser Produktion vorstellen, dass mal ein etwas düsteres Wetter gut zur Schlossszene passt. Das einzig blöde sind die Insekten – die sind wirklich nervig.
Mit Stanislav Moša machen Sie nun die vierte Produktion an der Walenseebühne. Was macht die Arbeit mit ihm als Regisseur besonders?
Stanislav Moša ist als Regisseur sehr entspannt. Meine erste Produktion mit ihm war «Joseph» in Wien. Für mich war diese entspannte Herangehensweise ungewohnt, dennoch ist alles durchdacht und er weiss was er will. Als Darsteller musst du allerdings viel mitbringen. Für mich es dies eine schöne Arbeitsweise, wenn man sich viel einbringen kann. Der Song von Martin de Vries und mir musste in das Stück passen. Da hatten wir die gleichen Ansichten. Er hat immer auch ein gutes Händchen eine tolle Cast zusammen zu stellen.
Sie sind ein sehr vielseitiger Künstler. Mit dem Album «Paint me back» sind Sie erneut sehr erfolgreich in den Charts unterwegs. Wie halten Sie die Balance zwischen Musical, eigener Music, eigenen Projekten und Produktionen wie das «Music Dinner»?
Es ist immer alles ein bisschen gleichzeitig, speziell seit zwei Jahren ist alles auf Hochdruck. Ich mach im Januar immer zwei Wochen Urlaub und sonst bin ich unterwegs. Es ist zwar Arbeit, aber für mich eine sehr schöne Arbeit und auch ein Privileg. Ich kenne viele Darsteller, die nebenbei jobben müssen und die Kunst nicht voll ausleben können. Es hat einen Grund, dass ich keine Langzeitproduktionen mache, weil es einfach nicht machbar ist. Mir gefallen einfach die kleinen Produktionen an Stadttheatern, nichts desto trotz habe ich zum Beispiel «Terk» in «Tarzan» auf meiner To-do-Liste, aber das hat ja noch Zeit. Im September 2018 gibt es von «Paint me back» eine Neuauflage, und für die habe ich unter anderem ein Duett mit Shoshana Bean aufgenommen. Ich kannte sie gar nicht und habe ihr übers Management geschrieben, ob sie Lust hätte ein Duett aufzunehmen. Sie hat sofort zurückgeschrieben und mitgeteilt, wenn ihr der Song gefällt, warum nicht. Den Song haben wir dann in LA aufgenommen. Es ist für mich auch ein lernen von anderen Künstlern. Für mich ein Erlebnis mit dieser grossartigen Künstlerin zusammen zu arbeiten. Sie ist nochmal eine andere Liga und unglaublich nett. Ich probiere gerne Dinge aus und frage dann gerne auch solche Sachen an. Mehr wie ein Nein kann ich nicht bekommen. Er freue mich sehr auf die Veröffentlichung.
Im Jahr März 2019 feiert «Knie – Das Musical» Premiere. Sie schreiben für dieses Stück zusammen mit Martin de Vries die Musik und Liedtexte. Was ist in der Erarbeitung der Unterschied zwischen eigener Musik und Musik für eine solche Produktion zu schreiben?
Martin de Vries und ich haben bisher einzelne Song zusammen geschrieben. Wenn du dann ein ganzes Stück hast, ist dies schon was anderes. Vor allem ist «Knie – Das Musical» eine riesen Geschichte. Der Zirkus Knie ist wie das Matterhorn oder Toblerone in der Schweiz und jeder Schweizer ist einmal im Leben in einer Vorstellung des Zirkus Knie. Ich war zuerst überrascht, dass Rolf Knie mich dafür angefragt hat. Rolf Knie ist sehr genau in vielen Dingen und wenn er etwas in die Hand nimmt, dann funktioniert es auch. Als wir die Zusage erhalten haben, bin ich wirklich ins Auto und dachte so «Wow, dass wird eine riesen Geschichte mit 200 Jahren Musik». Die Erzählung startet im 18. Jahrhundert und hört in den 1970er Jahren auf. Es sind alle Musikrichtungen vertreten und der rote Faden darin ist wichtig. Wir wollten auf keinen Fall Song für Song aneinanderreihen und auch nicht, dass alles ähnlich klingt. Für uns ist es wichtig, dass die Musik die Menschen berührt. Rolf Knie gibt uns die Möglichkeit mit einem grossen Orchester zu arbeiten und das ist toll. Jetzt haben wir alle Songs und mit Florian Schneider (Schweizer Musicalstar), der den alten Knie spielt, wurde bereits jemand aus der Cast bekannt gegeben. Wir waren jetzt erst in Hamburg und haben die Tänzer gecastet. Wir sind ein tolles Team und es wird richtig gut. Mal auf der anderen Seite zu stehen, macht sehr viel Spass. Ich freu mich riesig.